Konventionelle Weinbau
ist auf wirtschaftliche und technische Effizienz ausgerichtet. Die rechtlichen Grundlagen ergeben sich – in Deutschland – aus der EU-Weinmarktordnung und ihren ergänzenden Vorschriften, dem deutschen Weingesetz und der deutschen Weinverordnung sowie aus den Richtlinien der Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV). Der Einsatz von Maschinen in Weinberg und Keller ist üblich, neben chemischen Pflanzenschutzmittel und mineralischen Dünger sind im Zuge der Weinbereitung auch zahlreiche Hilfs und Zusatzstoffe sowie physikalische Behandlungsverfahren erlaubt. Der konventionelle Weinbau bekämpft Rebkrankheiten und Schädlinge hauptsächlich durch regelmäßige vorbeugende Spritzungen mit Pestizieden, ohne dass die Entwicklung von Krankheiten oder der Befall durch Schädlinge tatsächlich kontrolliert werden. Negative Auswirkungen auf das Ökosystem im Weinberg werden nicht berücksichtigt.
Biologischer Weinbau
In biologischen Weinbau stehen die Förderung der Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens durch schonende Bodenbearbeitung sowie die Anwendung von Pflanzenschutz und Pflanzenstärkungsmitteln natürlichen Ursprungs, um die Widerstandsfähigkeit der Reben zu stärken. Nicht eingesetzt werden dürfen leicht lösliche Mineraldünger, Herbizide, chemisch-synthetische oder systemisch wirkende Pflanzenschutzmittel bzw. Dünger sowie genetisch veränderte Organismen. Konsequenterweise sind auch bei der Weinbereitung einige technische Verfahren und Hilfsmittel verboten bzw. beschränkt. Durch das Verbot von Herbiziden und synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist ein erhöhter Zeit- und Kostenaufwand für die Bodenpflege, Laubarbeit sowie den Pflanzenschutz und die Pflege des Rebstocks erforderlich. Damit wird aber ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität im Ökosystem Weingarten erreicht.
Biodynamischer Weinbau
Die biodynamische Landwirtschaft ist die „Urform“ der modernen biologischen Landwirtschaft. Sie beruht auf den in den 1920er-Jahren entwickelten Arbeiten des österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner. Die Biodynamie hat die sogenannte „Hofindividualität“ als Ideal zum Grundprinzip: Eine ganzheitliche Betrachtung des Betriebs (Boden, Pflanze , Tier, Mensch) und geschlossene Kreisläufe durch artenreiche Fruchtfolge und Viehhaltung sind wichtige Eckpfeiler dieser Produktionsmethode, auch wenn das in Weinbaubetrieben oft nur Schritt für Schritt zu verwirklichen ist. Biodynamischer Weinbau soll der Entwicklung von Natur und Mensch helfen, indem er eine möglichst hohe ökologische, ökonomische, gesellschaftliche und emotionale Nachhaltigkeit gewährleistet. Ein in sich geschlossener, für sich selbst überlebensfähiger Hofkreislauf gilt als Ideal und lässt Produkte mit maximaler Individualität entstehen. Neben den im biologischen Weinbau verwendeten Pflanzenstärkungsmitteln kommen zusätzlich biodynamische Präparate wie Hornkiesel- und Hornmistpräparat und verschiedene Pflanzenauszüge unterstützend zum Einsatz. Die ganzheitliche Betrachtung schließt auch kosmische Einwirkungen, wie jene der Mondphasen, auf die Organismen mit ein. Konsequenterweise sollen im Keller so wenig Technik, Hilfsstoffe und Zusätze wie möglich eingesetzt werden, um möglichst naturbelassenen Wein zu erzeugen. In Österreich bestehen zwei marktrelevante privatrechtliche Organisationen, die für ihre Mitgliedsbetriebe Richtlinien für die biodynamische Produktion festlegen: Demeter und respekt-BIODYN. Demeter Österreich ist die heimische Vertretung des international agierenden Demeter-Verbands, der nicht nur Weinproduzent*innen, sondern weltweit mehr als 7.000 Erzeuger*innen landwirtschaftlicher Produkte nach biodynamischen Richtlinien umfasst. Das Demeter-Markenzeichen existiert bereits seit 1928, womit der Verband als ältester Bio-Verein weltweit gilt. Respekt-BIODYN wurde 2007 in Österreich ins Leben gerufen und vereint über 30 Weinbaubetriebe aus Österreich, Italien, Deutschland und Ungarn in ihrem Bestreben nach biodynamischer Weinbereitung und individuellen Qualitätsstandards.
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